Bild aus Video: Lagerhalle mit Castoren »Milliardengrab Atomkraft«.

ZDF-Umweltdokumentation »planet e.«

Gefahren des Atommülls, Planlosigkeit der Politik

Der Atomausstieg ist in vollem Gange, überall in Deutschland werden Kernkraftwerke abgeschaltet und rückgebaut – aber ein riesiges Problem bleibt: Wohin mit dem strahlenden Müll?

In ganz Deutschland gibt es kein Atom-Zwischenlager, das als völlig sicher gelten kann. Terroranschläge oder Flugzeugabstürze könnten jederzeit zu einer nuklearen Katastrophe führen. Sicher ist hingegen: Die Lösung des Atommüll-Problems wird den Steuerzahler Milliarden kosten. In der Dokumentation »Milliardengrab Atomkraft« deckt die ZDF-Umweltreihe »planet e.« die Gefahren und Widersprüche im Umgang mit dem Atommüll auf und begleitet Menschen, die nach Lösungen für das strahlende Problem suchen.

»planet e.«-Autor Björn Platz beginnt die Spurensuche in Jülich. Dort wird gerade ein ehemaliger Versuchsreaktor zurückgebaut. Die Kosten für die Entsorgung des Reaktors und der abgebrannten Brennelemente werden derzeit auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Gleich neben dem Jülicher Reaktor steht ein atomares Zwischenlager, in dem 152 Castoren auf ihren Transport warten. Wohin weiß derzeit niemand. Klar ist nur, dass die Behälter mit den abgebrannten Brennelementen nicht in der Halle bleiben dürfen, denn die ist nicht erdbebensicher. Die Atomaufsicht in Nordrhein-Westfalen hat deshalb die »unverzügliche Räumung« angeordnet.

Auch im Zwischenlager Brunsbüttel gibt es Probleme. Ein Gericht hat diesem Zwischenlager die Betriebsgenehmigung entzogen – genau wie in Jülich hat man auch hier Sicherheitsbedenken. Die Richter gaben einer Anwohnerin Recht, die geklagt hatte, das Lager sei nicht ausreichend gegen Abstürze durch große Flugzeuge oder panzerbrechende Waffen geschützt. Andere Zwischenlager in Deutschland, die baugleich sind oder noch weniger Schutz bieten, dürfen ihre Betriebsgenehmigung wahrscheinlich behalten. Sie haben nur deshalb Bestandsschutz, weil niemand rechtzeitig dagegen geklagt hat. Wenn also kein einziges deutsches Atommüll-Lager wirklich sicher ist: Wohin dann mit dem strahlenden Müll?

Ein Endlager für hochradioaktive Stoffe wäre eine wirkliche Lösung. Aber nach dem wird derzeit noch überhaupt nicht gesucht. Stattdessen diskutiert die Endlagersuchkommission in Berlin darüber, wie so ein Endlager überhaupt aussehen sollte. Am Tisch sitzen Kernkraftgegner und die großen Energieerzeuger, Grüne ebenso wie die CDU. Das Ringen um Kompromisse ist zäh, wie eine Lösung aussehen kann, weiß derzeit niemand. Nur eines ist klar: Es wird teuer werden.

Text: ZDF
Bild aus planet e. Video


 »Milliardengrab Atomkraft« in ZDF Mediathek


 

Wer liest hier gerade?

Aktuell sind 45 Gäste und keine Mitglieder online

.ausgestrahlt

Blog-Beträge auf .ausgestrahlt
  • „Es ist absolut unverantwortlich, hier Uranbergbau zu betreiben“

    Nouhoum Keïta ist Journalist und Radiomacher sowie Mitbegründer der Organisation „Action solidarité pour les 21 villages de la commune de Faléa“, die den Bau einer Uranmine in Faléa verhindern konnte.

  • Verschweigen, abstreiten, kleinreden: Die Atom-Fabrik Lingen und der Erörterungstermin

    Die Diskussionen auf dem Erörterungstermin zum geplanten Ausbau der Lingener Brennelementefabrik zeigten erneut, mit welcher Naivität die Betreiber Framatome / ANF dem Kreml-Konzern Rosatom den roten Teppich ausrollen. Wo die Konzernvertreter kritischen Fragen nicht auswichen, mussten sie erschreckende Sicherheitslücken zugeben. Nicht einmal Sprengstoff-Attacken konnten sie ausschließen. Auch der ehemalige technische Leiter des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja warnte eindringlich vor den Gefahren einer Kooperation mit Rosatom.

  • OLEG DUDAR: Argumente gegen Rosatom

    Oleg Dudar beschreibt aus eigener Erfahrung, wie Rosatom an der Eroberung und Besetzung des ukrainischen AKW Saporischschja beteiligt. Dieses Statement wurde im Rahmen des Erörterungstermins zur Erweiterung der Brennelementefabrik Lingen unter Beteiligung der russischen Atombehörde Rosatom verlesen.

  • Holt den Müll raus!

    Das Wasser in der Asse macht erneut deutlich, dass die Zeit für die Bergung des dort abgekippten Atommülls drängt. Diese muss höchste Priorität haben. Der Streit um das nötige Zwischenlager sollte davon nicht ablenken.

  • Standortsuche „Endlager“: Abschied von der weißen Landkarte?

    Es ruckelt gehörig bei der Suche nach einem sogenannten Endlager für den hochradioaktiven Atommüll. Spätestens seitdem die mit der Suche beauftragte Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bekannt gegeben hat, dass die im Gesetz vorgesehenen Zeitfenster nicht eingehalten werden können, ist das allen klar.

  • Herbstliche Putin-Festspiele

    Ende November muss sich die Atomfabrik Lingen erstmals öffentlich der Kritik an ihrem Kooperationsprojekt mit dem Kreml-Konzern Rosatom stellen – auch wenn sie genau darüber nicht reden will.

Redaktion

 
 

Cookies