Kurt Berus, links und Konni Schmidt
 

 

Tagebuch

von Kurt Berus, Eberswalde

 

 

 

Mittwoch
12. Juli 2006

Mit dem Zug nach Paris

 

Für mich begann die Tour eigentlich schon am 12. Juli. Am Morgen fuhr ich nach Berlin zum Bahnhof Lichten­berg. Ein Auto aus Kaiserslautern sollte die Teilnehmer aus Belarus abholen. Unter den 10 Ankömmlingen konnte ich alte Be­kannte von der Vorbereitungsfahrt begrüßen: Galina mit Sohn Sascha, Dmitri (Deutsch­leh­rer) und Nata­scha. Viel Gepäck, sechs verpackte Räder. Ich selbst fuhr mit dem Zug nach Paris: Um 19 Uhr mit schwer belade­nem Fahrrad noch bei sengender Sonne zum Bahnhof. Sechs-Mann-Abteil voll, alles junge Leute, Rucksacktouristen. Heiß und stickig, selbst der Fahrt­wind brachte erst nach Mit­ternacht etwas Abkühlung.

Donnerstag
13. Juli 2006

Gare du Nord

 

Um 10 Uhr Uhr stand ich vor dem Gare du Nord. Bei einem Kaffee auf dem Vor­platz kurze Orien­tie­rung. Alte Bäume spendeten viel Schatten, das Pariser Leben pul­sierte. Die vol­le Hitze bekam ich erst zu spüren, als ich durch den Schlosshof der Tuilerien schob. Auf dem Rad über die Champs Elysees bis zum Triumphbogen. Hier waren schon die Tri­bünen für den Nationalfeier­tag und den Endspurt der Tour de France aufgebaut. Über­nachtung in der Jugend­herberge in Clichy.


Kaiserslautern

Das obligatorische Gruppenbild aller Teilnehmer zeigt Chef-Organisator Konni Schmidt aus Kaiserslautern mit der internationalen Friedensfahne

Am gleichen Tag empfingen Oberbürgermeister Bernhard Deubig und der Abgeordnete der Linksfraktion, Alexander Ulrich, die belarussischen Teilnehmer der Friedensradfahrt Paris - Moskau zu einem Kurzbesuch in Kaiserslautern. Alexander Ulrich hatte die Schülerinnen und Schüler aus Baran eingeladen, um deren Teilnahme an der Friedensradfahrt zu ermöglichen.

 

Freitag
14. Juli 2006

Auftakt in Paris

Flagge Frankreich
Frankreich
Foto: Eiffelturm
Ausgeschlafen, um 7.30 Uhr zum Frühstück und 8.30 Uhr abgerollt.

Mehrere Kilometer an der Seine entlang, dann zum Tri­umphbogen. Hier war alles für Autos ge­sperrt.

10.15 Uhr mischte ich mich in das große Getriebe unterm Eif­felturm. Um 15 Uhr kam Claude aus Paris. Leider konnten wir uns nur durch Zeichen ver­stän­digen. Um 4 Uhr waren wir dann schon fünf Mann, die sich unter der Regenbogenfahne trafen. Gegen 18 Uhr Uhr sah ich Volker. Konni hat­te mit sei­nem Mazda Kleinbus fünf der zehn Freun­de aus Belarus her­gebracht und war dann zum Cam­pingplatz ge­fahren.
Kur­zes Pick­nick am Fuße des Eiffel­turms. Die Belarus­sen mit der Metro, weil sich ih­re Räder bei Konni auf dem Auto befanden, der im Verkehrs­chaos des 14. Juli in Paris steckte; wir auf dem Rad immer an der Seine ent­lang.

Vor dem Rathaus in einem typischen Lokal eine Pizza. Paris ist ein teures Pflaster: 15 Euro.
Um 22 Uhr eine Fahrrad-Demo ab Hotel de Ville. Durch das nächtliche Paris an vielen be­kannten Punkten vorbei. Während des großen Feuer­werks hielt die Radler-Kaval­ka­de in einer Straße auf der Höhe, die direkte Sicht auf den Eiffelturm und das Feuer­werk bot. Danach zurück zum Rat­haus. 23.30 Uhr fuhren wir zum Campingplatz im Bois de Boulogne. Erst 2.30 Uhr trafen wir auf dem Zelt­platz ein.

Samstag
15. Juli 2006

Paris – Compiègne

 

Es wurde eine kurze Nachtruhe – um 7.30 Uhr turnten schon die meisten noch schlaftrunken rum. 10.15 Uhr kamen Konni und Claude vom Eiffelturm zurück. 11.30 Uhr ging es los.

Quer durch die Innenstadt bis an die Marne, dort auf einen Radweg, nach 35 km in die fran­zö­sische Land­schaft. Bei km 53 Rast mit Verpflegung vorgesehen. Um 17.30 Uhr kamen wir zum Treffpunkt. Das Rad von Dmitri hatte nicht zu behebende Schäden: Plast­pedal ausgebrochen, Bremsen zogen nicht, Schal­tung defekt. Sehr erfahren im Radeln waren unsere belarussi­schen Freunde noch nicht. Jeden­falls war Lena so k.o., dass sie 3 km vor der Rast vom Rad stieg und Konni sie später holen musste.

Erst um 20.15 Uhr traf das Auto mit Verpflegung ein. Nach der Stärkung ging es um 21.30 Uhr weiter. Gegen 2 Uhr am Stadt­rand von Com­pièg­ne holte der Mazda unsere Achtergrup­pe ein und lotste uns zur Turnhalle. Die Mädchen aus Be­larus hatten ein Abendbrot, oder besser Nachtmahl, vorbe­reitet. Dann noch schnell duschen, immerhin hatten wir den ganzen Tag sengende Sonne. Gegen 3 Uhr endlich schla­fen.

GoogleMaps France | ViaMichelin | Compiègne (Wikipedia)

Sonntag
16. Juli 2006

Compiègne – Campingplatz Chauny

 

Um 8 Uhr weckte mich blendender Sonnenschein. Die meis­ten schliefen noch. Ich nutzte die Zeit, um die Fahne, die ich im Vorjahr von Prag bis Büchel getragen hatte, wieder am Rad zu befes­tigen.

Dreivierteleins fuhren wir los. Zum Glück führte die Stra­ße durch Wald und bot etwas Schatten. Bald trafen wir auf die Gedenkstätte »Clairiere de Armistice« im Wald von Com­piegne. Ich erklärte die historischen Zusammenhän­ge, dass an diesem Ort in einem Eisenbahnwaggon 1918 nach vierjährigem Weltkrieg der Waf­fen­stillstand unter­zeichnet wurde. 1940 verlangte Hitler, dass am gleichen Ort Frankreich seine Nie­derlage eingestehen sollte.

Bei km 28 in Varesnes auf dem Dorf­anger große Rast. Ei­nige badeten in der Oise. Wilde Badestelle, lehmiges Steilufer. Nach weiteren 18 km am Ziel. Vom Bürgermeister und sei­ner Frau wurden wir auf dem Camping­platz in Chauny mit eisgekühlter Cola und Keksen begrüßt. Salzkartoffeln mit Gemüse wurde in unserer Küche, die im Hänger ein­gebaut ist, zubereitet. Hier stieß Igor, Arzt aus Moskau, zu unserer Gruppe.

Montag
17. Juli 2006

Chauny – Guise

 

10.40 Uhr Abfahrt. Leichte Steigungen und Abfahrten durch kleine Orte, so verlief die Strecke bis Ribbemont bei km 42. Im Café am Markt großes Angebot an ku­ba­nischen Spe­zialitäten. Daneben ein großes Denkmal für Tote des Zweiten Weltkrieges. Am Kanal eine längere Pause. Zum Ende der Etappe mussten wir sechs Kilometer auf einer Eu­ropastraße zu­rück­legen. Unsere Unterkunft in der Stadt­halle von Guise erreichten wir 19.20 Uhr. Duschen in einer an­deren Halle. Der Abend klang mit Gesprächen in kleinen Gruppen aus.

Dienstag
18. Juli 2006

Guise – Maubeuge

 

Heute Super-Frühstücksmenu: Würstchen, Ei, Tee, Corn flakes.
Frank aus München und Jan Amery aus Brüssel gingen mit drei Belarussen in die Stadt, um unseren weißrussischen Freunden neue Fahrräder zu kaufen.

Hügeliges Gelände. Meh­rere lan­ge Steigungen. Mittags­pause wurde in Maroilles, in einem parkähnlichen Wäld­chen gegen­über einer mittel­alterlichen Mühle eingelegt. Gegen 3 Uhr kamen freudig erregt die drei mit ihren neu­en Rädern. Weiter durch ein Gebiet inten­siver Landwirt­schaft, mit vie­len großen Bauern­ge­höften, wenig Indu­strie. 18.30 Uhr er­reichten wir Maubeuge und übernachteten im Gymnase Pierre-Louis-Fresnel, Bd. La­fon­taine, neben alten Fes­tungsanlagen.

Kurz vor dem Tagesziel: »Valenciennes 20 km«. In dieser Stadt wurden 1916/17 als Kriegsbeute die modernen Stahl­konstruktionen von Indu­strie­hallen demontiert und in Fi­now wieder aufgebaut. Hier wurden diese Hallen als ar­chitektonische Meisterleistung gepriesen, selbst heute noch.
Nach dem Abendessen – Spagetti mit Käse – noch länge­res Gespräch mit Bernd aus Dresden. Während der Fahrt sahen wir uns kaum – er immer mit Fahne an der Spitze, ich als letzter Mann des Peletons. So sollten wir es bis Mos­kau halten.

Mittwoch
19. Juli 2006

Maubeuge – Brüssel

Flagge Belgien
Belgien

Um 9 Uhr hatten wir schon 13 km zurückgelegt, immer auf kleinen Nebenstraßen. Auf einer steilen Abfahrt durch ein Vorwerk stürzte Natalja mit dem neuen Fahrrad. Ein loser Spanngurt hatte das Hinterrad bloc­kiert. Mehrere blu­tende Schürfwunden am Knie und Ellbogen.
Nach 51 km gegen 12.30 Uhr Rast am Schiffshebewerk Ron­quieres. Im Gegensatz zu Niederfinow bei mir vor der Haus­tür Schrägaufzug und bedeutend größer.

Kurz nach 14 Uhr kam Michel, um uns nach Brüssel zu geleiten. Im flotten Tempo – zeitweise 24 km/h – auf einem Rad­weg am Kanal. Durch die Stadt zu unserem Quartier in die Sporthalle im »Stade van der Putten« in der Nähe vom Bahnhof Midi.

Wenige Minuten vor 23 Uhr, wir hatten uns gerade zur Haupt­mahlzeit niedergelassen, peitschten Sturm­böen über den Hof. Schnell alles reingeschafft. 23.20 Uhr dann der lang er­sehnte Regen. Allerdings nur kurz, ein Tropfen auf den heißen Stein.

Donnerstag
20. Juli 2006

Aktions- und Ruhetag in Brüssel

 
Fahrradkauf

Dieser Tag begann 0.05 Uhr mit einem Geburtstagsständchen für Lena, Deutschlehrerin aus Baran bei Orscha, Belarus. Mit Wodka angestoßen.

Kurz nach 10 fuhren eine Gruppe mit dem Rad und andere im Mazda zu einem großen Ein­kaufs­zentrum für Sportar­tikel. Frank wollte nochmals drei Räder kaufen. Ich benö­tigte einen neu­en Sattel

Gegen Drei starteten wir mit Michel in die Innenstadt. Hier trafen wir uns mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern von »Dynamobile «. Gemeinsam traten wir im Info-Zen­trum des Europäischen Parlaments für Frieden, Abrüstung und Völkerverständigung auf. Zum Abschluss wurde das Ge­mälde der belgischen Künstlerin Brigitte Chardome, die die Friedensradfahrt unterstützt, überreicht.

Michel zeigte uns die Altstadt mit dem Rathaus und natür­lich Männeken-Piss. Das Wiedersehen mit den Freunden von Dynamobile war sehr herzlich. Konnte ich doch im Vorjahr nicht teilnehmen, weil ich zur gleichen Zeit bei »Bike for peace – Gegen Atomwaffen« von Prag nach Büchel unterwegs war. Ab heute über­nahm das Mampf­mobil unsere Verpflegung. Exkursion durchs nächtliche Brüssel.

Freitag
21. Juli 2006

Brüssel – Diest

 
Diest Grote Markt
Dann kam unser Gast, einer der we­nigen Über­lebenden des Holocausts, Simon Gronowski. Simon war es als Kind gelungen, unterwegs vom fahren­den Zug zu springen, wie er uns in seinen Lebenserinne­rungen darlegte, Trotz der Hitze hörten wir aufmerksam zu. Wir konnten ihm nur versichern, alles zu tun, dass sich so etwas nicht wiederholt.

Unterkunft: eine Sporthalle in einer Kaserne, alte Festung. Nach dem Essen zeigte Konni Bilder vom bisherigen Verlauf.

Samstag
22. Juli 2006

Diest – Bree / Tongerloo

 

9 Uhr gings los. In der Innenstadt: Besichtigung der Begui­nen-Häuser (eigentlich ein Stadtteil), in dem Frauen eine frühe mittelalterliche Form des selbstbestimmten solidari­schen Lebens unter religiösen Gedanken, aber ohne klös­terliche Bin­dung praktizierten.

Heute erlösender Regen. 13.45 Uhr in Peer längere Mittags­pause mit Sektdusche für 511 km! Bei der Weiterfahrt wie­der stechende Sonne. Kurz nach Vier trafen wir uns mit Mitgliedern ver­schie­de­ner Friedensinitiativen vor dem Luftwaffenstützpunkt Kleene Broegel, wo wir gegen die US-ame­ri­kanischen Atomwaffen auf belgischem Territori­um protestierten. Weiter zur Unterkunft in Tongerloo.

Sonntag
23. Juli 2006

Bree – Mönchengladbach

Flagge Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfaln
Calluna-Heide am Radweg 16 | Foto: Werner Deiwiks

Auf den Radwegen im Walde, auf die wir heute gleich ein­bogen, war es noch angenehm. Zur Mittagspause, die in Linne geplant war, meinte es die Sonne wieder mehr als gut.

Auf den Fernstraßen war heute starker Sonntagsverkehr, so dass ich froh war, als ich endlich Mönchengladbach er­reicht hatte.

Abends trafen wir Galinas 14-jährige Tochter Tonia.Sie war einige Wochen bei den Eltern ihrer Brief­partnerin zu Besuch.

Montag
24. Juli 2006

Mönchengladbach – Essen

 

Durch Mönchengladbach sicher geleitet durch die Polizei. Aber dann gleich wieder auf Wald- und Radwege. Gegen 10 Uhr erster Halt an einem See, was viele zu einem erfri­schenden Bad nutzten. Bevor wir in Ratingen eine längere Mittagspause einlegten, mussten wir über den Rhein.

Be­eindruckend, wie sich die lange Fahrerschlange die spiral­förmige Auffahrt zur Brücke hinaufwand. Kettwig an der Ruhr und weiter nach Essen: lange steile Anstiege und Ab­fahrten durch ein Landschaftsschutzgebiet.

In Essen selbst eine lange Berganfahrt – dann hielt der Pulk vor der »Villa Hügel «, Synonym für die Herrschaft Krupps in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hier wur­den wir von Bürgermeister Rolf Fliss begrüßt. Auch die Presse war anwesend. Dann Schussfahrt nach Holster­hausen zur Sporthalle in der Planckstraße. Der Bürger­meis­ter hatte ein Fass Bier spendiert.

Dienstag
25. Juli 2006

Essen – Hamm

 

Unsere Gruppe hatte Zuwachs: Gestern stieß Dagmar zu uns, heute Helge.
Erst durch Essen, dann auf Radwegen weiter, vor allem auf dem Emscher Park Radweg. Nach knapp 30 km Rast am Schiffshebewerk und Schleusenpark Henrichenburg. Dieses Ensemble der Industriekultur entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als ein Kanalwegenetz die wichtigsten Flüs­se des Ruhrgebiets verbinden sollte. Dieses Hebewerk ist älter, schon 1899 eingeweiht, über­windet aber nur einen Höhenunterschied von 14 m (gegenüber 36m am Oder-Havel-Kanal). 1979 wurde es unter Denkmalschutz ge­stellt. Zum Ensemble gehören noch ein Hebewerk und zwei Schleusen. Am Datteln-Hamm-Kanal Badefreuden. Die­ser Kanal ist sehr sauber, wird wohl über­wie­gend zur Freizeitgestaltung genutzt.

Größtenteils Radwege gefah­ren, Obwohl wir durch eines der bekann­te­sten Industrie­gebiete Deutsch­lands radelten, sahen wir davon nichts, nur schöne Natur.

Mittwoch
26. Juli 2006

Hamm – Geseke

 

Heute ist der letzte gemeinsame Tag mit Dynamobile. Bei km 36 am Wasserschloss Hovestadt (Lippetal), Mittags­pause. Im Schlosshof werden Obst und Wasser gereicht. Interview mit der Lokal­zeitung »Die Glocke «.
Nach 15 km über Landstraßen und Rast auf Wald­wegen nach Geseke-Eringerfeld. Hier war ein Treffen mit den Teil­nehmern des WRI-Kongresses. WRI steht für War Re­sistors International, tritt im umfassenden Sinne für Frie­den und Abrüstung ein. An dieser Beratung nahm auch unser Schirmherr Tobias Pflüger teil, mit dem wir kurz sprechen konnten.

Während des Treffens wurden uns drei Beutel mit Erde aus Stukenbrok über­geben. Die Rei­te­rin­nen und Reiter für den Frieden hatten sie nach Ge­seke mitgebracht. Diese Erde stammte vom ehe­ma­ligen Konzentrati­onslager Stukenbrok, wo über 50 000 sowjetische Sol­da­ten von den Nazis um­gebracht worden waren. Wir woll­ten sie jetzt nach Brest, Minsk/Chatyn und Moskau bringen. Trotz eines kräf­tigen Schauers schnell und wohl­behalten in der Un­ter­kunft, Sporthalle am Südring. Der Abend klang mit zahl­reichen Gesprächen beim Wein aus. Abschieds­abend von unseren Freunden von Dynamobile.

Donnerstag
27. Juli 2006

Geseke – Kassel

Flagge Hessen
Hessen

Bei der offiziellen Verabschiedung erhielt jeder Bikefor­peace-Teilnehmer noch ein T-Shirt von Dynamobile. Mit daran teil nahmen die Vorsitzende der deutsch-russischen Freundschaftsgesellschaft Ruhr-Westfalen, Walja Schröder und ihr Mann, die beide sehr viel bei der Vorbereitung der Friedensradfahrt mitgeholfen hatten.

Um 9.35 Uhr rollte unsere jetzt wieder kleine Gruppe mit 25 Leuten los. Nur leichte Steigungen. Am Freibad in Bad Büren Rast. Helges Rad ist defekt. Dann hatte Bernd bei km 40,8 Rei­fenpanne. Kaum gings wieder los, stürzt Kse­niya auf Schotter bei der Durchfahrt eines Guts­hofes. Schürf­wunden am Ober­schenkel und an beiden Handballen. Nur wenig später falle ich beim Ab­steigen auf Splitt um. Und zu guter Letzt rutscht Igor nach einer Schussfahrt in einer scharfen Linkskurve in den Straßengraben. Ebenfalls Hautabschürfungen an Ballen und Ellbogen.

In Marsberg nach 53 km gegen 16 Uhr Pause mit Buffet. Als wir am Bahnhof Wolfshagen ankamen – nur Schie­nen­ersatzverkehr, der keine Fahrräder mit­nimmt. Es ist aber inzwischen 19.30 Uhr und dunkelt schon. Einige kön­nen nicht mehr. Der Mazda muss sie aufnehmen. Bei Dun­kel­heit bergab in Kassel durch die ganze Stadt. Irgendwo tra­fen wir dann den Begleitbus, der uns die letzten Kilo­meter lotste. Endlich, 22.45 Uhr im Quartier, Kom­mune Nie­derkau­fungen. Hier erwartete uns eine heiße Suppe und Dusche.

Freitag
28. Juli 2006

Kassel – Eisenach

 

Beim Frühstück bewölkt, manchmal Nieselregen.
Zur Mittagspause um 13 Uhr schon 50 km zurückgelegt. In Datte­rode wurde nicht selbst gekocht, sondern ein Super­fest­essen eingekauft, zum 1000-sten Kilo­me­ter – Pommes, Pilzragout, Brat­wurst, Sa­late.

Auf einem separaten Radweg bis Ilta. Mit Polizeibeglei­tung zeitweilig über die B7. Die Ord­nungs­hüter schleus­ten uns aber auf solchen Wegen nach Eisenach, dass aus den 10 km laut Kar­te noch 20 wurden. 18.20 Uhr wa­ren wir im Quar­tier. Einige unserer russischen Teil­neh­mer besichtig­ten die Wartburg.

Samstag
29. Juli 2006

Eisenach – Erfurt

Flagge Thüringen
Thüringen

Bis Gotha ohne Probleme durchgerollt. Halt auf dem Markt­platz, Besichtigung des Stadt­zentrums. An der Tal­sperre Friemar bei km 37 eine längere Pause zum Ko­chen. Die Zeit bis zum Essen wurde von den meisten für ein Bad genutzt.

Unser nächstes Ziel war der Peters­berg in Er­furt und dort speziell das Denkmal des unbe­kann­ten De­serteurs. Blumen niedergelegt. Danach Stadt­rund­fahrt: Domplatz, Anger, Krämer­brücke. Im Quartier trafen nach und nach auch Teilnehmer der Tour de Natur ein. Viele Be­kannte be­grüßt, immerhin war ich das fünfte Mal dabei.

Sonntag
30. Juli 2006

Erfurt – Apolda

 

Vegetarisch vom Mampfmobil gefrühstückt: Müsli, Bio-Joghurt, Banane, Brot und Käse für unterwegs.

Gegen 10 Uhr rollten ungefähr 140 Radler zum Anger. Offizi­eller Auftakt der Tour de Natur 2006 mit Ansprache von Winfried Wolf, Schirmherr der Tour de Natur, und ei­ge­ner Musikgruppe.

Bike for peace hatte mit der TdN abgesprochen, dass wir das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald etwas ab­seits auf dem hohen Ettersberg mit einer Teilgruppe besu­chen wollen. Gemeinsam fuhren wir zum Glocken­turm und zur Straße der Nationen. Hier legten die Vertre­ter von fünf beteiligten Nationen an den Pylonen ihres Lan­des Blu­men nieder.
Nach Weimar: Ganz besonders für Dmitri, Verehrer der deutschen Literatur sowie Lena, auch Deutsch­lehrerin, Stadt­rundfahrt mit Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Na­tionaltheater, Frauenplan und Park mit Gartenhaus.

An der Ilm ging es auf dem Radweg weiter Richtung Apol­da.

Montag
31. Juli 2006

Apolda – Naumburg

Flagge Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt

Bis zur Pause in Bad Sulza einige Steigungen. Bei der Be­sich­tigung des Gradier­werkes in Bad Sulza bot sich ein sachkundiger Bürger an, uns die Gegend zu zeigen. Erstmal Berge hoch nach Sonnendorf, aber im dortigen Radler-Hotel fanden wir auch ein Museum der örtlichen Lebens­weise.

Auf ver­kehrsarmen Wegen weiter nach Bad Kösen, vorbei an den Burgen Saaleck und Rudels­burg. In Bad Kösen alte Holz­baukunst und das Wehr. Danach Schulpforta – als Kloster im 12. Jahrhundert erbaut, nach der Reformation kurfürst­liche Landesschule und jetzt Internats-Gym­nasium. Hier be­sichtigten wir alte Technik in der Mühle. Naumburg. Weiter nach Rossbach, im ehemaligen Kinder­feri­en­lager wur­de über­nachtet. Kurz Mittagessen, dann Exkursion ins Zentrum von Naumburg. Der Abend klang am Lagerfeuer aus.

Dienstag
1. August 2006

Naumburg – Bad Dürrenberg

 
Foto: Haus des Volkes

Hier ging es noch­mals steil berg­auf. Ein Teil der Grup­pe übernachtete im Haus des Volkes, andere auf einer nahegelegenen Wie­se.

Mittwoch
2. August 2006

Ruhetag

 

Unsere große Plane hatten wir kaum aufgestellt, da wurde sie auch gebraucht: Prasselregen.

Donnerstag
3. August 2006

Bad Dürrenberg – Leipzig

Flagge Sachsen
Sachsen

Auf der B87 nach Lützen, Markranstädt. Schon waren wir am Kulkwitzer See, wo eine Rast eingelegt wurde. Von hier zum Zentrum vors Rathaus. Nur eine kurze Aktion, dann zum Johanna-Park. Hier große Pause mit Mittages­sen.
Durchs Zentrum zum Bahnhof. Die Tour de Natur protes­tierte gegen die umweltfeindliche Poli­tik der Bahn AG und die drohende Privatisierung. Von der Plattform flat­terten Flugblätter. Auf einer Treppe war eine Losung pro Bahn gespannt.

Gegen 18 Uhr Fahrt vorbei am Völkerschlacht­denkmal zum Quartier: Turnhalle in Liebertwolk­witz.

Freitag
4. August 2006

Leipzig – Oschatz

 

Igor hat sich verabschiedet, will uns in Moskau wieder­treffen. In Naunhof eine Runde um den Marktplatz – Zu­stimmung der Bevölkerung.

Nach einer kurzen Pause im Wald, Halt am Bahnhof Brandis. Kundgebung gemein­sam mit der örtlichen Bürger­ini­tiative zum Erhalt der Bahn­strecke. Auch das Personal eines haltenden Zuges dankt für unser En­gagement.
Am Dreibrückenbad Wurzen große Pause von 13 bis 16 Uhr. Dann noch den letzten Abschnitt nach Oschatz.

Samstag
5. August 2006

Oschatz – Meißen – Dresden

 

Zur Redaktion der Oschatzer Allgemeinen, aber Samstag geschlossen. Die Lokalredaktion hatte im Vorjahr einen netten Bericht über unsere Frie­densradfahrt veröffentlicht.

Gerade auf der Abfahrt von Obermuschitz nach Zehren ins Elbtal traf uns ein heftiger Regenschauer. Auf dem Elbe­radweg konnten wir uns wieder erholen, bevor wir über das Hoppel-Kopfsteinpflaster ins Zentrum von Meißen ra­delten. 10 km am Elbufer entlang, immer wieder Schau­er, und von unten Fontänen. Bernd führte uns zur Sporthalle im Uni-Gebiet hinter dem Hauptbahn­hof. Zuerst alles zum Trocknen aus­ge­breitet, geduscht und warm angezogen. Das Abendessen mit Reis, Gemüse und Salat schmeckte auch im Regen.

Sonntag
6. August 2006

Dresden Stadtgebiet

 

Erster Anlaufpunkt Altmarkt – kurze Erläuterung über die Zerstörungen durch die Bombardie­rung 1945. Am Kultur­palast und Postplatz vorbei zum Zwinger. Vorbei an Sem­peroper und Fürsten­zug zur Frauenkirche.
Die Elbe überquerten wir auf der Augustusbrücke, am Gol­denen Reiter vorbei in die Neustadt.

Kundgebung am Albertplatz um 14.30 Uhr. Gemeinsam zum Abendessen, die Linkspartei/PDS hatte uns eingeladen. Auch unsere fünf Freunde aus Wyazma waren jetzt eingetrof­fen. Nach dem Essen konnten wir mit den Dresdnern auf 1500 km anstoßen.

Montag
7. August 2006

Dresden – Kamenz

 

Heute hieß es nochmal Abschied nehmen. Bikeforpeace setzte die Tour nach Moskau allein fort, ohne Tour de Natur. Frühstück wieder im Regen. Dann alles regensicher verpackt. Konni hatte schon in aller Frühe sieben Belarussen zum Zug gebracht.

Zum Altmarkt, Zwinger, Fries, Brühlsche Terrasse, zum Schluss Frauenkirche und wieder rüber zum Altmarkt: Verkaufsstand aufgebaut: Unsere Friedens-CD »Bike for Peace« kann erstmals angeboten werden (mit Konstantin Wecker und vielen bekannten Künstlern), T-Shirts, Plakate. Wir hatten ganz schön zu tun, alles fest­zu­hal­ten, denn es wehte ein heftiger, böiger Wind. Francois aus Nantes verabschiedete sich von uns. Damit blieben nur noch vier, die seit Paris die Strecke komplett auf dem Rad zurückgelegt hatten.

15.30 Uhr fuhren wir los. Besseres Wetter, viele Steigungen. In Pulsnitz Rast: Hier traf auch unser ver­grö­ßerter Begleit­tross ein: Mazda mit Hänger, VW-Bus für Gepäck, Cara­van von Günter.

Kurz nach 20 Uhr erreichten wir Deutschbaselitz, Ortsteil von Kamenz. Begrüßung durch den Bürgermeister und Stadtverordnete (PDS). Im Sport­ler­heim war ein Buffet aufgebaut: Bockwurst, belegte Brötchen, Kaffee, kalte Getränke. Interesanter Gesprächsabend.

Dienstag
8. August 2006

Kamenz – Görlitz

 

Um 7.30 Uhr lud eine üppige Frühstückstafel ein. Martin, ein Neuer aus Bayern ist unser ‚Packmeister’.
9.25 Uhr rollten wir über die Höhen des Oberlausitzer Berg­landes nach Bautzen. Von halb Zwölf bis halb Eins Info-Stand »Frieden schaffen ohne Waffen«. Der Landtagsab­geordnete Heiko Kosel (Die Linke/PDS) lud uns anschlie­ßend zum Essen ein. Flotte Weiterfahrt mit Rücken­wind. Besich­tigung der Altstadt.

Mittwoch
9. August 2006

Görlitz / Zgorzelec – Legnickie Pole

Flagge Polen
Polen

Unsere Gruppe hatte sich stark vergrößert, das Gros davon sollte bis zum Schluss dabeibleiben.

9 Uhr rollten wir zur Grenze. Die polnische Polizei stand zum Geleit bereit.
Auf Nebenstraßen durch kleine Dörfer, bergauf und berg­ab. Erste Pause nach 28 km in Luban.

Mittagspause in Lwowek Slaski, einer Kleinstadt mit er­haltenen mittelalterlichen Befesti­gungen. Nach weiteren 30 km in Zlotoryja die nächste Rast.

Unsere Lotsen waren jetzt Achim, Jörg und Matthias.
Übernachtung auf dem Campingplatz in Legnickie Pole.

Donnerstag
10. August

Legnickie Pole – Wroclaw

 

Bernhard wurde nachts Ausweis und Geld geklaut, Dmitri fehlte sein ganzes Geld. Wir haben gesammelt und den Verlust ausgeglichen. Wie­der leichtes auf und ab am Rand des Mittelgebirges (Sie­bengebirge).

Nach 2 km der erste Rei­fenschaden, defektes Rad aufgeladen und anderes ein­ge­setzt. Nach 52 km Mit­tagspause hinter der Ortschaft Keb­lo­wice. Halb Fünf war das Zentrum von Wroclaw erreicht. Zeltplatz im olympi­schen Sportgelände.

Freitag
11. August 2006

Wroclaw – Rybin

 

Olaf hat sich verabschiedet und ist heute umgekehrt. Da­mit haben wir niemanden mehr, der pol­nisch spricht. Die ausgesuchte Strecke fuhr sich gut, Wetter hielt auch und nach 46 km in Twardogora machten wir eine ein­stün­dige Rast. Frühe Ankunft in der Agroturistika Rybin. Großes Abendessen mit Wein. Anschließend Lagerfeuer.

Samstag
12. August 2006

Rybin – Jamnice

 

Um 7.45 Uhr saß alles schon beim Frühstück. Der Fahrer des VW wechselte täglich. Aber den Mazda hatte bisher nur Konni gefahren. Heute woll­te er mal aufs Rad. 10 km Um­weg. Heute hauptsächlich auf der Fernstraße 449. Halt in Grabow n. Prosna und Brzeziny. In Jamnice erwartete uns ein großes Abendessen mit Bratwurst vom Grill, viel Ge­müse. Das gehörte zum Angebot dieser Agroturistika.

Sonntag
13. August 2006

Jamnice – Lodz

 

Nach einem Frühstück nach Art des Hauses ging es pünkt­lich los. Noch ein Foto der Vierer­grup­pe, die 2000 km ab­solviert hat.

Bei km 11 ein böser Sturz von mir. Nach 31 km Rast bei Warta. Der Regen hatte nachgelassen. Später wurde doch mein Fahrrad aufgeladen, ich setzte mich zu Günter in den Caravan und ab nach Lodz ins Kran­ken­haus (Haar­riss im Ellbogen), ab jetzt also mit Gipsarm. Übernach­tung auf dem Campingplatz in Lodz.

Montag
14. August 2006

Lodz – Kampinos

 

Die Abfahrt zur Agroturistika »Nad Utrata « in Podkam­pi­nos mussten wir erst suchen. Auch hier gehörte Abend­es­sen und Früh­stück zum Service.

Nach dem Essen kamen wir in einer großen offenen Gartenlaube zusammen. Ich hatte Fak­ten über die Geschichte jener Gebiete, die wir in Belarus und Rossia durchqueren wollten, zusam­men­ge­tra­gen und sollte sie zur Diskussion stellen. Im Prinzip war unsere Route identisch mit dem Marschweg von Napo­le­ons Grande Armee und der faschistischen Heeresgruppe Mitte, die Moskau ein­nehmen sollte. Daran schloss sich eine längere Diskussion an, während der Regen aufs Dach fiel.

Dienstag
15. August 2006

Kampinos – Warszawa

 

In der Nacht war ein heftiger Regenguss niedergegangen, aber zum Frühstück Son­nenschein. Blumen zum polni­schen Nationalfeiertag. Man muss auch herausheben, wie rücksichtsvoll sich die polnischen Kraft­fahrer uns gegen­über benahmen. Ohne Probleme kam unser Pulk bis ins Zentrum.

An der Wola Gorczewska legten wir noch eine Rast ein. Auf einer Rasenfläche unser Buffet auf­gebaut.

Wir gelangten zum Park mit dem Getto-Denkmal. Das ge­samte Gebiet des Gettos wurde nach der Nieder­schla­gung des Aufstandes der jüdischen Bewohner 1943 dem Erdbo­den gleichgemacht. Willy Brandt hatte 1972 mit sei­nem historischen Kniefall hier um Ver­söhnung gebeten. Günter rezitierte Worte des Gedenkens, TeilnehmerInnen unserer Frie­densradfahrt aus fünf Natio­nen legten Blu­men nieder. Dann ein kurzer Weg zur Gedenkstätte Warschauer Auf­stand 1944.

Zum Camping »123 « und einige besuchten auch noch die War­schauer Altstadt (Weltkulturerbe). Es wurde noch ein langer Abend – es stand ein Ereignis bevor. Konni hatte am 16. August Geburt­stag.

Mittwoch
16. August 2006

Warszawa – Smuniew

 

0.05 Uhr stieg die Geburtstagsparty – bis 2 Uhr fröhliches Trei­ben.
Am Morgen: die Räder von Biggi und Seuse waren weg. Nach dem Frühstück wurden Jörg, Biggi, Dagmar und Siegfried verabschiedet.

Seuse übernahm das Rad von Siegfried, der es sowieso nach Abschluss verschenken wollte. Zehn Kilometer durchs Zentrum, über die Weichselbrücke, dann wei­tere 5 km durch Außenbezirke – meist auf der 637. Bei km 41 ver­ließen wir Fernstraße und benutzten wieder Nebenstra­ßen, Fahrwege. Die 3 km von Leontyka nach Mistow hat­ten es in sich: feiner Sand, die Mehrheit musste schie­ben. Aber dann wieder glatte Asphaltstraßen mit langen Orts­durchfahrten.

In Jakubow nach 58 km gegen 15 Uhr länge­re Pause. Dann erst wieder bei km 93. Danach ca. 5 km Kopfstein­pflaster. Mit dem letzten Tageslicht gegen 20 Uhr erreich­ten wir die Agroturistika Smuniew. Unsere Zelte stellten wir zwischen nied­rigen Obstbäumen auf.

Donnerstag
17. August 2006

Smuniew – Brest

Flagge Weißrussland
Belarus

Frühstück im Nieselregen unter Obstbäumen. Es bleibt dicht bewölkt, wenn auch der Regen öfter aussetzt.

Bei km 27 Stopp wegen einer Panne. Hier verabschiedete sich Volker. Ab jetzt fuhren wir auf der 698.

Bei km 93 kurz vor Terespol, um 18 Uhr Uhr überquerten wir die Brücke über den Bug (polnisch-belarussische Gren­ze). Wir Radler wurden schnell abgefertigt, brauchten nicht mal den Pass vorzeigen, aber unsere vier Fahrzeuge (Mazda mit Hänger, VW-Transporter und zwei Cara­vans) be­nötigten zwei Stunden.

Begrüßung mit Brot und Salz durch eine Gruppe belarus­sischer Frauen in traditioneller Landes­tracht unter dem Beifall vieler Einwohner, Bürgermeister und Sportchef der Stadt Brest. Konni antwortete für unsere Gruppe. Bei lau­fender Kamera Sektdusche für 2500 km, die wir kurz vor der Bugbrücke überschritten hatten.

Gemeinsam mit Radsportlern aus Brest absolvierten wir die knapp 10 km bis zur Stadt­ver­waltung. Valentin Bol­denko betreute uns in Belarus und lotste uns zur Tur-Basa (Unterkunft für junge Touri­sten, ähnlich einer Jugendher­berge). Auf dem Hof hatten sich die Einwohner eingefun­den, die Teilnehmer bei sich beherbergen wollten. Im Fern­sehen noch den Bericht über unsere Ankunft in den Mit­ternachtsnachrichten gesehen.

Freitag
18. August 2006

Ruhetag in Brest

 

Mit dem Bus zum Frühstück in die Stadtver­wal­tung, von dort zur Gedenkstätte »Brester Festung«.

Gemeinsam mit Veteranen des GVK ehrten wir die Kämp­fer und Toten aus den ersten Tagen dieses Krieges nach dem heimtückischen Überfall 1941. Besuch des Museums – wie viele Schicksale sind dort dargestellt!

Dem Leiter des Museums übergaben wir eines der drei Säck­chen Erde und Fotos von Stuken­brok. Sie sollen im Mu­seum in Brest ausgestellt werden.

Um 13 Uhr Pressekonferenz, Mittagessen. Der Leiter des Sportkomitees Minsk zeigte uns mehrere Sport­ein­rich­tungen. Abends in die »Banja « von Valentin. Mei­ne Gastgeber bemühten sich sehr um mein Wohl. Bei Rück­kehr lag meine Wäsche frisch ge­waschen auf dem Bett. Bis 3 Uhr haben wir dann noch bei Wodka geklönt. Auch die anderen schwärmten von der Fürsorge und Auf­ge­schlos­senheit ihrer Gastgeber.

Samstag
19. August 2006

Brest – Baranowitschi – Neswish

 

Mit dem Zug nach Baranowitschi (200 km).Vor dem Bahnhof übernahm die Miliz wieder unsere Sicherheit und Führung. Zum Denkmal im Stadtzentrum. Begrüßung mit Brot und Salz, Ansprachen zur Begrü­ßung, zweimal begleitet von heftigen Schauern.

Danach zum Mittagessen. Nächster Halt gegen 16.30 Uhr in Snow, einer Stadt mit 2600 Einwohnern, einem Zentrum der Nah­rungs­güterwirtschaft.
Kurz darauf Einfahrt in Neswish. Der große Platz zwi­schen Kirche und Stadtverwaltung vol­ler Menschen. Vor der Kirche hatte sich eine große Hochzeitsgesellschaft ver­sammelt, die uns ebenfalls be­staunte und zuwinkte. Nach der Begrüßung ein Kulturpro­gramm mit örtlicher Fol­klo­re, Kindertanz – und Sport­gruppe. Anschließend wurde gemeinsam getanzt sowohl zu russischen Melodien wie auch zu unserem Friedens­lied.

Durch den Park zum Eh­ren­mal. Hinter uns die Hochzeits­ge­sellschaft, denn der Brauch hat sich erhalten, dass Braut­paare die Opfer des Krieges eh­ren. Wir konnten das an mehreren Orten mit­er­le­ben.

Sonntag
20. August 2006

Neswish – Stoubcy

 

Nes­wish ist eine kleine Stadt in einem historisch-kulturel­lem Naturpark mit Sanatorien und einem jährlich stattfin­dendem Musik-Festival. 10.30 Uhr bei km 20: Gedenkstätte Gorodeja, im freien Gelände mit Platten­weg und vielen Steinen. Am 17. Juli 1942 wurden hier 1137 Einwohner umgebracht, alle Männer von 16 – 60 erschossen, viele Frauen erschlagen. Für jeden Toten ein Stein unterschied­li­cher Größe.

Der nächste Stopp: MIR. Besichtigung des Kloster, ge­baut im Festungsstil. In dem kleinen Ort aßen wir noch zu Mittag, dann wurden die nächsten 20 km bis Stoubcy zurückgelegt.

16.25 Uhr Empfang durch ca. 100 Personen vor dem Denkmal für gefallene Soldaten und Partisanen aus dem Kreisge­biet. (31 Tafeln mit jeweils 16 Namen=496).

Hier stellten wir das Transparent fertig mit der Aufschrift: »Nje vojne - nje faschismu - sozdadim mir bez aruschi­ja « (Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus – Frieden schaffen ohne Waffen), das uns fortan auf allen Wegen und Veranstaltungen begleitete. Zum Museum des bela­russischen Nationaldichters Jakub Kolas (1882 – 1956). Abends lange Diskussionen in der Gruppe. So wur­de es wieder eine kurze Nacht, erst 0.30 Uhr zum Duschen.

Montag
21. August 2006

Stoubcy – Minsk

 
http://www.khatyn.by/

Regenfahrt nach Minsk. 9.30 Uhr starteten wir unter Obhut der Miliz.
Es wurden über 100 km bei un­freundlichem Wetter. Nach 48 km gegen Mittag erreichten wir Dzershinsk, Empfang vor dem Denkmal der Befreiung. Dzershinsk wurde am 7. Juli 1944 durch die 270. Infanteriedivision der 49. Armee der 2. Bela­rus­sischen Front im Rahmen der Operation »Ba­gration « befreit. Neben Tafeln für Helden der Sowjetunion eine Gedenktafel für Internationalisten.

Nach dem Mittag regnete es unaufhörlich. In der Haupt­ver­kehrs­zeit fuhr unsere Kolonne ins Zentrum zum Platz des Sieges mit dem Obelisk. Hier hatten sich trotz des Re­gens viele Einwohner zur Begrüßung einge­funden. Er­in­ne­rungs­geschenk vom Sportverband. Mehrere Fotos mit un­se­rem Transparent. Sowohl Reprä­sen­tanten wie auch Mili­zionäre stellten sich zwanglos mit uns dahin­ter zum Foto. Wir nahmen uns im Kreis an den Händen und sangen »We shall overcome« und »Katjuscha«.

Auf der Magistrale durch Minsk bis zum Sportkomplex in der Karbyschewa. Abends zur Nationalen Gedenkstätte Chatyn. Eindrucks­volle, aber auch bedrückende Veranstaltung. Mehr als 1000 Dörfer, und Städte die von den Faschisten restlos zerstört wurden.

Dienstag
22. August 2006

Minsk – Shodino

 

Besuch im Kinderhospiz in einer neu gebauten Villa in ei­nem nörd­lichen Vorort von Minsk. Die Kinder, alle schwer krank, verbringen hier im Intervall einige Tage und betätigen sich vorrangig künstlerisch. Wir konnten viele Zeichnungen und Gemälde von ihnen betrachten. Das Hos­piz hat ein spezielles Therapiekonzept, in dem eigene kre­ative Tätigkeit eine wichtige Rolle spielt.

Günter Pape aus dem Saarland, der seit Jahren als Lehrer diese Einrichtung unterstützt (UNESCO-Partner­schule) über­reichte eine Zaubertüte, die verschiedene Spiele, u. a. ein Zauberspiel enthielt.
Weiter zum Kur­gan Slawy. Dieser »Ruhmeshügel« ist den Soldaten und Partisanen gewid­met, die bei der Be­frei­ung Belarusslands im Juli / August 1944 ihr Leben gaben.

Halb sechs in Shodino, ein großes Industriezentrum. Emp­fang im Park. Bei diesem Denkmal ragt die Figur einer Frau heraus: Anastasia Fominitschna Kuprijanowa, deren fünf Söhne im Großen Vaterländischen Krieg ihr Leben ver­loren. Konni wies in seiner Rede auf die Rolle der Frauen im Kampf für den Frieden hin und forderte Abrüstung und die Verwendung der freiwerdenden Mittel für soziale Zwe­cke. Anschließend Besichtigung des Werkes »Belas« (?????). Abendessen und Übernachtung im Sport-Gym­nasium.

Mittwoch
23. August 2006

Shodino – Krupki

 

Shodino ist eine junge, erst ab den 60er Jahren gebaute Stadt. Überwiegend Plattenbauten, breite Straßen, kleine Parks. Jetzt ergänzen an verschiedenen Stellen Einkaufs­zentren und Wochenmärkte das Stadtbild.
Nach 22 km Halt an der Fahrradwerkstatt von Kalatschin, der auch aktiv im »Borisower Touristik-Klub Bela­rus « mit­wirkt. Kleinreparaturen an unseren Rädern.

Weiter zum zentralen Denkmal. Ein Stein trägt die Auf­schrift: Hier wurden Zehntausend begraben, zu Tode Ge­fol­terte und Er­schos­sene aus dem Getto sowie im Bruder­grab über zehntausend gefallene so­wjetische Soldaten.

Von hier fuhren wir mit dem Bus zur Gedenkstätte für den le­gen­dären Übergang der Armee Na­poleons über die Bere­sina beim Rückzug im November 1812.

Krupki ist eine kleine Siedlung mit dem Status eines Ray­on (Kreis)-Verwaltungszentrums und verdankt seine Ent­wicklung dem Bau der Eisen­bahn. Quartier in einer im Um­bau befindlichen Sporthalle. Während des Abendes­sens unterhielt uns das Folkloreensemble des Ortes.

Donnerstag
24. August 2006

Krupki – Baran

 

Erster Halt in Sabaikal. Wir kochten selber – Kascha mit Fleisch und für unsere Vegetarier ohne. Folk-Konzert bei Regen unter unserer Plane.
Einige Kilometer auf der M1, bis wir wieder auf die Landstraße abbiegen konn­ten.

18 Uhr: Kreuzung an der R76 kurz vor Baran. Begrüßung durch »unsere « Baraner: Kseniya, Tatjana, Lena, Natalja, Irina mit Sohn und auch Galina, waren gemeinsam mit wei­teren Einwohnern zu un­se­rer Begrüßung erschienen. Wir hatten hier 3000 km absolviert. Beides wurde mit Sekt ge­fei­ert.

In der Stadt ein sensationeller Empfang. Hunderte waren gekommen, Musik, Sascha sang zum Empfang seiner Mitradler, Ehrung am Denkmal, unser Friedenslied.

In der Schu­le wartete dann schon das Abendessen, unsere TeilnehmerInnen aus Baran waren nun die Gastgeber. Ei­nige verbrachten die Nacht bei Gastfamilien, die anderen in der Schule.

Freitag
25. August 2006

Baran – Krasny

Flagge Russland
Russland

Drei Teilnehmer aus Baran fuhren weiter mit: Galina, Nata­scha und Dmitry. Dazu ein Neuer, der ebenfalls bis nach Moskau mit radeln wird.

Bei km 10 Halt. Ehrung der gefallenen Sowjetsoldaten am Denkmal »Katju­scha«. An dieser Stelle wurden am 14. Juli 1941 bei der Verteidigung der Stadt erstmals reaktive Ge­schosswerfer eingesetzt, von Sowjetsoldaten als »Katju­scha« bezeichnet, deutsche Soldaten nannten sie »Stalinor­gel «.
Km 23: Unfall von Martin. Die Fahne geriet in die Spei­chen, also Rad auf den Hänger, Martin ins Auto. Begleitet von meh­reren Regenschauern erreichten wir nach 31 km Dubrow­no. Gegen 17 Uhr belarussischer Zeit waren wir in Ljady, am Grenzübergang nach Russland. Festlicher Em­pfang mit Brot und Salz.

Aber direkt an der Grenzlinie befinden sich auch drei Denk­male: Erinnerung an die Kämpfe gegen Napoleon 1812, Ein Obelisk auf einem Brudergrab von 412 Sowjet­soldaten, die bei der Befreiung des Kreises Krasny 1944 gefallen sind. und ein Massengrab über einer kleinen Schlucht, in der über 2000 zivile Einwohner erschossen wurden. Unsere Fahrzeuge kamen erst gegen 21 Uhr, lange Grenzabfertigung.

Samstag
26. August 2006

Krasny – Smolensk

 

Erst mal Diskussionen wegen der fehlenden Migrations­kar­ten. 11 Uhr Abfahrt nach Smolensk. Schon um 15 Uhr in Smolensk. Blumen am ewigen Feuer an der Stadtmauer. Jetzt wieder Sonne. In­terviews mit dem Regionalfernse­hen, die abends in den Nachrichten gesendet wurden.
Unser Quartier bezogen wir in einer Halle des Spartak-Sta­dions. Abendessen in der Pizzeria.

Sonntag
27. August 2006

Smolensk – Dorogobush

 

Zuerst eine Schussfahrt runter zum Dnepr, über die Brücke, am Bahnhof vorbei und dann be­gann eine strapa­ziöse Berg- und Talfahrt. Lange Steigungen mit bis 12 Prozent Gefäl­le. Bis km 31 hatten wir wohl 12 lange Steigungen zu be­wältigen. In Kardymowo Rast.

In Solowjewo begrüßt uns der Metropolit von Smolensk. Er unterstützte in sei­nen Worten den Kampf für Frieden, die Annäherung der Völker. Die neu eingeweih­te Kirche bezeichnete er – hier nahe der Stelle des Dnepr-Übergangs – als ein lebendiges Mahnmal für den Frieden.

Anschließend wurden ihm die Radfahrer vorgestellt, die die Strecke seit Paris mitgemacht hatten. Danach lud uns der Bürgermeister (Glaw=Haupt) zum Imbiss ins Kultur­haus ein. Verschiedene Salate, Brot, Obst, sogar Portwein. Bei Solowjewo führt die alte Smolensker Straße über eine der wenigen Dneprbrücken. Hier fanden sowohl 1941, aber ganz besonders 1943 heftige Kämpfe statt (30 000 To­te auf sowjetischer Seite). Der Bürgermeis­ter überreichte uns einen Beutel mit Erde von der Ge­gend des Dnepr-Über­gangs.

Gegen 7 Uhr abends fuhren wir an der Verwaltung in Dorogo­bush vor. Empfang mit Folklore durch die engagierte Bür­germeisterin der Stadt. Sie begleitete uns später auch zur Un­terkunft außer­halb.

Die Gedenkstätte befindet sich in einem Festungsgelände aus dem Mittelalter, von dem heute nur noch die Erdwälle und der Graben künden. Hier wird sowohl der 1826 Toten des Großen Vaterländischen Krieges wie der Kämpfer der Volksmiliz gegen Napole­on gedacht. Unterkunft im Internat einer Sportschule in Werch­nedneprowski, einer Industrie­siedlung 10 km nörd­lich von Dorogobush.

Montag
28. August 2006

Dorogobush – Wjasma

 

Schon bald wurde die Asphaltstraße zum ersten Mal von einer Schotterstrecke abgelöst. Durch den schon Tage an­dauernden Regen standen nicht nur Pfützen, sondern der Boden war aufgeweicht, so dass vor allem die schmalen Sportfel­gen einsanken.

11.45 Uhr nach 20 km das Kloster Boldino. Führung durch das Gelände und das Hauptgebäude. An der Kirche nach alten Plänen wird noch gebaut. Das gesamte Kloster wurde durch die deutsche Wehrmacht gesprengt. Von der Hitze des Brandes glasierte Stücke von Ziegelsteinen – Spuren dieser Zerstörung – haben wir noch gefunden. Zum Ab­schluss wurden wir gebeten, als Dank für die Besichtigung einen Beitrag zum Aufbau der Kirche zu leisten: Eine Kar­re mit Ziegelsteinen auf die Rüstung zu bringen, die Martin vermauert hat.

Außerhalb des Klosters hatten Galina und Helfer einen Im­biss vorbereitet.
Die nächsten 10 km Schotterweg. Aber dann, die nächsten 12 km… Unsere Fahrzeuge waren ab Boldino eine andere Strecke gefahren, auch die Miliz hatte nach der Wegegabe­lung bei km 33 gewendet.

Denn, das war kein Weg, sondern eine Kette von Riesen­pfützen, durch die wir uns einen Weg bahnen mussten. Ein Durchfahren war nicht möglich, zu tief. Beim Durchwaten reichte das Wasser bis an die Knie. Kurze Stücke konnten auch mal gefahren werden. Ich weiß nicht, wie oft ich Auf- und Absteigen musste. Die Ortschaft Tschebotowo fan­den wir nicht, nur einen Weg­weiser, dass hier eine Straße abgeht, ebenfalls ein Sandweg. Endlich, bei Kilometer 42, Häuser und Menschen: Prudischtsche. Vor dem Krieg stan­den hier mal 100 Gehöfte (typische russische Bauern­häuser mit Neben­ge­bäuden), heute nur noch vier.

In diesem Gelände fanden von 1941 bis 1943 ständig Kampf­handlungen statt, wogte die Front­linie vor und zu­rück. Nach dem Krieg wur­den nur wenige Häuser wieder aufgebaut, langsam starb alles aus.

In Semlewo stand unser Mazda. »Weiter, in der nächsten Ortschaft gibt es einen Imbiss «. Tatsächlich, in Pol­janowo, 20 km vor dem Tagesziel, saß unsere Gruppe beim Drei-Gän­ge-Menü. Alle waren irgendwie befriedigt und stolz, die Schwierigkeiten gemeistert zu haben.

Gegen 21.15 Uhr rollten wir bei Dunkelheit auf den großen Platz in Wjasma. Viele Einwohner, Rie­senstimmung, stür­mische Begrüßung ihrer Leute – Galja, Pascha, Den­nis, Sascha und Andrej! Weiterfahrt zum Sport­kom­plex. Im Saal war eine Fest­tafel eingedeckt. Typisch russisch, war nicht zu schaffen.

Dienstag
29. August 2006

Wjasma – Gagarin – Moshaisk

 

Mit dem Zug bis Gagarin. Nach einer Stunde in Gagarin bei herrlichem Sonnenschein aus­ge­stiegen. Begrüßung. Fahrt zum Gagarin-Denkmal.

Hurra, die alte Smolensker Straße hat eine Asphaltdecke. Wir waren die ersten Nut­zer, vor Kurjanowo dampfte der Belag noch. In Dobrowno Mittagspause. In Uwarowka bei km 52 Empfang durch die Stadt­verwaltung. Kalte Geträn­ke und zwei große Kartons mit russischem Konfekt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Denkmal für 54 Soldaten und sechs Partisanen.

Kurz vor sie­ben er­reich­ten wir das Museum in Borodino, Empfang durch Schüler. Schnell­durch­gang durchs Museum. Wenige Kilometer vor Moshaisk bogen wir nach links zum Sport­zentrum Nowaja Derewna ab. Jetzt begann es wieder zu regnen.

Mittwoch
30. August 2006

Moshaisk – Archangelskoje

 

Bis Rusa bei km 35 mehrfach heftige Schauer. Nach stei­lem Anstieg Halt am Ehrenmal: 13 Tafeln mit jeweils 38 Namen, alles Tote aus dem Kreis. Es gibt aber 73 Gräber­stellen im Kreis, wurde mir gesagt. Zum Städtischen Mu­se­um. Jeder erhielt zur Erinnerung eine Musik­kas­sette mit Liedern örtlicher Volks­künstler. Am Ortsausgang von Rusa in der Sport­schule ein Imbiss.

Die nächsten 50 Kilometer durch ein Gebiet, in dem im November 1941 heftige Kämpfe statt­fanden, die Wehr­macht unbedingt den Durchbruch nach Moskau erzielen wollte.

Bei Km 85: Swenigorod. 18 Tafeln mit jeweils 43 Namen, Swenigoroder und Sol­da­ten der 5. Armee der Westfront. Swenigorod war nur zwei Wochen besetzt, die Frontlinie ver­lief drei Kilometer hinter der Stadt, bei der Ortschaft Erschowo. Das war der Punkt, an dem die Wehrmacht Mos­kau am nächs­ten kam.

Heute ist Swenigorod ein Erholungs- und Kulturhistori­sches Zentrum mit vielen Sanatorien. Majestätisch erhebt sich über der Stadt das Kloster. Durch die kurze Beset­zung und den relativ schnellen Vormarsch der Sowjetar­mee Anfang Dezember sind die meisten Kulturstätten er­halten geblieben.
Wir bewegten uns jetzt im Naherholungsbereich Moskaus. Überall werden hier Siedlungen ge­baut, meist mit hohen Mauern oder Zäunen umgeben. Der Verkehr ist beängsti­gend, vor allem für uns als Radler.

In Archan­gels­koje sind wir durchgeweicht bei Sonnen­schein eingefahren. Die ausgedehnten Parkanlagen von Ar­changelskoje stammen noch aus dem zaristischen Russ­land. Wir kamen in einem modernen Schulkomplex unter.
Zum Abendessen gingen wir in ein Restaurant im Park. Festlich gedeckt, kurze Ansprache von Konni (»wir fahren mor­gen mit dem Rad nach Moskau zum Park des Sieges«) dann ließen wir es uns schmecken. Das Essen war sensa­ti­onell.

Donnerstag
31. August 2006

Archangelskoje – Moskau

 

Panorama: Moskau, Roter Platz

Nach 6 km Ortsschild: Krasnogorsk. Vor einem Gebäude­komplex bleiben wir stehen. Empfang vor dem Klub der Kriegsveteranen. Heute war ich wieder mal als Ältester dran, auf die Begrüßung zu antworten. Dabei erinnerte ich daran, dass in Krasnogorsk das »Nationalkomitee Freies Deutschland« ge­gründet wurde und hier im großen Kriegs­ge­fan­ge­nenlager deutsche Offiziere erstmals über ihr Ver­hält­nis zu Krieg und Frieden nachgedacht haben. Damit wurde auch ein wichtiger Grundstein für eine de­mokratische Ent­wicklung in Deutschland gelegt. Unser gemeinsames Ziel ist die Sicherung des Friedens, das wurde in den vielen persönlichen Gesprächen immer wieder betont.

Über die Iljinskojer zur Noworishkojer Chaussee, nur auf ihr über eine der wenigen Brücken der Moskwa, dann Ein­fädeln in die Moskauer Ringautobahn, nach zwei Kilome­ter auf die Rub­lewskoje Chaussee, bis wir auf den Kutu­sow-Prospekt einbiegen konnten. Rechts ab auf die Anhö­he – unsere Friedensradfahrt Paris – Moskau 2006 ist ge­gen 13 Uhr nach 3610 km am Ziel.

Nicht weit entfernt unsere Unterkunft – Moskauer Städ­tische Station junger Touristen in der Bagrationara, nahe der Metro-Station Fili.

Mit der Metro ins Zentrum. Leninbibliothek. Schräg ge­genüber der Besuchereingang zum Kreml. Ich spazier­te aber über die Mochowa zur Twerskaja, durch die Unter­führung zum Russischen Museum, um auf den Roten Platz zu kommen. Manches erkannte ich kaum wieder, oder wur­de durch eine aufdringliche Reklame verdeckt. Die Auf­fahrt zum Platz ist jetzt nur durch eine Kirche zu errei­chen. Roter Platz, viele Touristen, mas­sen­haft Foto­grafen. Im GUM Leere, nur we­ni­ge Besucher in den teuren Läden von Designer-Firmen.

Freitag
1. September 2006

Weltfriedenstag

 
Bike for Peace - Gruppenfoto auf dem Roten Platz | Auf dem Plakat (in russisch): Kein Krieg, kein Faschismus, Frieden schaffen ohne Waffen

Am nächsten Tag sollten sechs ereignisreiche Wochen mit der Rückfahrt abgeschlossen werden. Nach dem Abendessen fand unser letztes Meeting statt. Je­der erhielt eine Urkunde mit seiner zurückgelegten Stre­cke. Allgemeiner Tenor: Die Friedensradfahrt hat Spaß ge­macht, sie war friedenspolitisch ein wichtiger Beitrag und es sollte eine Neuauflage geben.

Sonnabend
2. September

Schwer bepackt

 
23 Räder auf Dach und Hänger

Das hatte ich mir leichter vorgestellt. Ein paar Räder auf­laden und ab. Wir benötigten aber mehr als drei Stun­den, um sage und schreibe 23 Fahrräder auf dem Dach des Maz­da und des Hängers kunstgerecht zu befestigen. Im­merhin wollten wir mit diesem Spezialtransport über 2000 km zurücklegen. Im VW fand das Gepäck Raum. Zwar fuh­ren nur neun Personen mit, aber Gepäckstücke hatten meh­rere mitgegeben. Einige wollten fliegen, andere mit dem Zug fahren und Zwischenstopps einlegen. Sie waren schon am Morgen zum Bahnhof.

Die einzige Abwechslung bei der eintönigen Fahrt über die Rollbahn – der Halt am Fischmarkt.

Die erste Etappe sollte bis Baran führen. Nochmal Treffen mit Galina und den anderen, die uns in sechs Wochen ans Herz gewachsen waren.

Sonntag
3. September

Rückfahrt

 

Abstecher nach Weliki Les. Ich wollte Antonina, die ehe­malige Zwangsarbeiterin, mit gro­ßer Begleitung begrü­ßen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich feststellen musste, dass die Ver­schlep­pung von Hunderttausenden, überwiegend sehr jungen Menschen zur Zwangsarbeit in den von uns be­sichtigten Museen nicht erwähnt wird. Neben der mate­ri­ellen Ent­schädigung durch Deutschland verdie­nen sie auch eine moralische Rehabilitierung.

In Brest, wo sich Valentin mit Sohn Sascha (plus zwei Räder) verabschiedeten, übernachteten wir noch­mals in der Tur-Basa.

Montag
4. September

Wieder zu Hause

  Früh raus, wir müssen über die Grenze. Unter drei Stun­den war nichts zu machen. An einer Raststätte halt. Kurz vor Poznan trenn­te sich dann noch die Südgruppe von uns. Sechs Räder nach Dresden, Zwickau und Bayern wur­den in den VW geladen, dazu fünf Mann. Vier Personen nach Berlin weiter. So landete ich am 5. September früh um 3 Uhr wieder zu Hause.

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