Logo: Waiblinger Kreiszeitung.Die Waiblinger Kreiszeitung berichtet:

»Radeln für den Weltfrieden

Korb 06.07.2010. Zum fünften Mal ruft die Organisation ›Bike for Peace and New Energies‹ zur Friedensfahrt auf. Über eine Strecke von 4111 Kilometern geht es quer durch Europa von Paris nach Moskau. Auch ein Korber traut sich auf den Weg. Rolf Lamparter unternahm auf seinem Drei-Gang Rad letzte Vorbereitungen. Und am Sonntag ging’s los.
Rolf Lamparter zu Hause.

Einmal die Woche radelt der 65-Jährige zu seiner Mutter nach Stuttgart. Dabei kommt er immer an einem Stand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs vorbei. Eines Tages sah er dort die Anzeige von ›Bike for Peace‹ und entschloss sich mitzufahren.

Erfahrungen mit längeren Radreisen hat der Rentner bereits. So hat er die letzten Jahre seinen gesamten Urlaub mit Radfahren verbracht und war bereits wochenlang in Rumänien und Ungarn unterwegs. Ihm geht es nicht darum, schnell von A nach B zu kommen – er möchte Erlebnisradeln. Im Urlaub macht er gerne mal alle 20 Kilometer eine Pause: ›Da hört man, wie sich die Dialekte über die Zeit verändern‹, sagt der Korber. Auch ist er nicht mit einem modernen Fahrrad unterwegs. Der Drei-Gang-Drahtesel der Frau macht’s auch. ›Mein einziges Zugeständnis an den modernen Radsport ist ein Helm‹, lacht er. Am zweiten Juli traf sich die Gruppe in Paris. Zwei Tage später, am letzten Sonntag, ging die Friedensfahrt am Eiffelturm dann los. Die Kernmannschaft besteht aus 14 Russen, zehn Deutschen, sechs Weißrussen und zwei Österreichern. Aber auf dem Weg werden sich noch viele anschließen, die Teilstrecken mitfahren. Zwischen 60 und 130 Kilometer werden am Tag geradelt und nach dem Start in Frankreich passieren sie Luxemburg, Deutschland, Polen und Weißrussland, bevor die Biker die Grenze nach Russland überschreiten.

Auch Hermann Scheer hat die Schirmherrschaft

Auf dem Weg werden zahlreiche Zeugen des Weltkulturerbes wie der römische Limes und Kriegerdenkmale besucht. Aber auch Militärlager und Atomwaffenposten sollen gezielt angefahren werden, da sich die Organisation ›Bikes for Peace and New Energies‹ offen gegen Atomwaffen und für den Frieden ausspricht. Angst um ihren Mann hat Barbara Lamparter trotz der weiten Strecke nicht: ›Wer fünf Wochen allein in Rumänien unterwegs ist, wird die Fahrt in der Gruppe durch Europa auch überleben.‹ Zudem wird die Gruppe von zwei Fahrzeugen begleitet. Eines enthält ein kleines Büro mit Internet, das andere Getränke und bis zu acht Kilogramm Material für jeden Mitfahrer. So kann auch in der Provinz im Falle eines Notfalls schnell jemand in ein Krankenhaus gefahren werden.

Geschlafen wird in Turnhallen oder auf dem Campingplatz, deswegen hat sich Rolf Lamparter auch ein kleines Zelt mitgenommen. Die ganze Fahrt steht unter anderem unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Herman Scheer, aber auch des zweimaligen Gewinners der Friedensfahrt in der DDR – der sogenannten Tour de France des Ostens – Gustav-Adolf ›Täve‹ Schur. Jene Friedensfahrt ist der Namensgeber von ›Bikes For Peace‹. Die originale Friedensfahrt in der DDR galt als das schwerste Amateurrennen der Welt. 1980 organisierte dann eine kleine Gruppe aus dem Saarland die erste kleine Friedensfahrt, bewusst an den Namen des DDR-Rennens angelehnt. Hier wollte man jedoch keine Rennen organisieren, sondern eine Fahrt, die für den Frieden steht.

1989 fand dann die erste Friedensfahrt von Paris nach Moskau statt. Danach schrumpften die Touren immer mehr. 2005 wurde die Idee geboren, zum 65. Jahrestag des Überfalls durch die faschistischen Truppen auf die Sowjetunion erneut von Paris nach Moskau zu radeln. Jetzt hat es die Fahrt zum fünfjährigen Jubiläum geschafft. Vielleicht sind es beim nächsten Mal einige Remstäler mehr, die für Frieden und erneuerbare Energien radeln wollen.«

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung


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